Hand: Lunatummalazie

Diagnose / Therapie / Ansprechpartner

Aseptische Knochennekrose des Mondbeins

Diagnose

Begriffserklärung und Entstehungsursachen

Unter Lunatummalazie versteht man einen fortschreitenden Zerfall der Knochenbälkchen im Os Lunatum (auch Mondbein genannt). Hervorgerufen wird dies entweder anlagebedingt durch mangelnde Durchblutung, nach Unfällen mit Fraktur des Mondbeins oder durch extreme oder andauernde Druckbelastung z.B. bei dauernder Betätigung von Pressluftmaschinen. Auch eine anlagebedingte Ulnaminusvariante (verkürzte Elle) kann die Entstehung einer Lunatummalazie begünstigen. Das Mondbein kann teilweise oder vollständig von Zerstörung betroffen sein. Der Verlauf der Krankheit lässt sich in mehrere Stadien gliedern, die jeweils mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen.

Symptome und Beschwerden

Durchblutungsstörung des Mondbeins im Frühstadium

Der Beginn der Erkrankung verläuft oft ohne Schmerz oder andere Symptome und wird dann meist als Zufallsbefund bei Röntgenaufnahmen oder einer Kernspintomographie festgestellt. Ab dem Stadium II bestehen Schmerzen im Handgelenk bei Belastung, aber auch spontan und im Ruhezustand. Mit fortschreitender Erkrankung werden die Schmerzen stärker und die Beweglichkeit im Handgelenk mehr und mehr eingeschränkt. Nach Zerfall des Mondbeins im Spätstadium kann der „karpale Kollaps“ eine Folge sein: Der an das Mondbein angrenzende gesunde Handwurzelknochen verschiebt sich und kann zu einer Einsteifung des Handgelenks führen.

Diagnostik

Außer einer gezielten Untersuchung ist eine Röntgenaufnahme in zwei Ebenen und ein Kernspintogramm zur genauen Diagnosestellung erforderlich. Auch im Diagnoseverfahren muss darauf geachtet werden, dass die Erkrankung verschiedene Stadien durchläuft. So gilt für die Diagnose in den unterschiedlichen Stadien (nach Lichtmann):

Stadium I: Nur im Kernspintogramm aufgrund der dann sichtbaren Ödembildung diagnostizierbar

Stadium II: Im Röntgenbild ist eine höhere Dichte des Knochens zu erkennen, evtl. zeigen sich auch erste Frakturlinien. Im Kernspintogramm sieht man eine inhomogene fleckige Zeichnung.

Stadium III a: Per Röntgenaufnahme lässt sich der Zerfall des Knochens in mehrere Teile erkennen. Das Kernspintogramm gibt Aufschluss darüber, ob der Knochen noch vital ist.

Stadium III b: Die Fragmente des Knochens sinken in sich zusammen („karpaler Kollaps“).

Stadium IV: Im Röntgenbild zeigt sich eine Deformität auch der übrigen Handwurzelknochen.

Fortgeschrittenes Stadium mit bereits
eingetretener Höhenminderung im Mondbein

Therapie

Behandlung

Ziel der Behandlung ist es, die Krankheit möglichst früh zum Stillstand zu bringen, was bis zum Stadium III gut möglich ist.

Im Stadium I und II wird eine Arthroskopie vorgenommen, um die Gelenkfläche der Speiche und des benachbarten Kahnbeins zu beurteilen, die im weiteren Verlauf wichtig sein können. Aus dem verlängerten Areal des Knochens wird eine Zylinderstanze (1 mm Durchmesser, 5 bis 8 mm lang) entnommen und zur feingeweblichen Untersuchung eingeschickt. Die Entnahme der Zylinderstanze ist gleichzeitig schon Therapie: Als Trepanation entlastet sie den Knochen, der sich ähnlich wie beim Knochenbruch wieder aufbauen kann.

Im fortgeschrittenen Stadium kommt die Auffüllung des Handwurzelknochens mit Knochenmaterial (Spongiosa) aus dem Beckenkamm zur Anwendung. Eventuell ist die Transposition des entknorpelten und gefäßgestielten Os Pisiforme (Erbsenbein) erforderlich, um Durchblutung in das Mondbein zu bringen.

Im Falle einer Ulnaminusvariante (der anlagebedingten Ellenverkürzung) und der daraus folgenden Mondbeinnekrose kann die Verlängerung der Elle oder die Verkürzung der Speiche nötig sein.

Zusätzlich kann eine Handgelenks-Denervation erfolgen, bei der gezielt bestimmte schmerzleitende Nervenfasern unterbrochen werden.

Kommt die Erkrankung nicht zum Stillstand, wird bei noch erhaltener äußerer Form des Knochens eine Teilversteifung von drei Handwurzelknochen vorgenommen. Damit schafft man eine tragfähige Säule, die das Mondbein entlastet (STT-Arthrodese nach Watson).

Im Endzustand, wenn schon eine ausgeprägte arthrotische Zerstörung des Handgelenks vorliegt und eine Denervation nicht ausreichend vom den Schmerzen befreit hat, kann die Versteifung des Handgelenks erforderlich werden.

Nachbehandlung

Nach der Zylinderstanze im ersten Stadium wird das Handgelenk für eine Woche in einer Unterarm-Gipsschiene ruhiggestellt.

Nach den oben geschilderten Operationen im Stadium II wird für vier Wochen ruhiggestellt; in Stadium III – abhängig von der Operationsart – vier bis sechs Wochen; im Stadium IV vier Wochen.

Nach dieser Ruhephase wird mit der krankengymnastisch begleiteten Bewegungstherapie begonnen. Voll belastet kann die Hand erst dann werden, wenn die knöcherne Durchbauung gesichert ist.

Ansprechpartner

Zentrum für Hand- und Rekonstruktive Chirurgie
Dr. Giuseppe Broccoli

Tel 0421.8778-155
Fax 0421.8778-108
Mail handchirurgie@roland-klinik.de