Hand: Kahnbeinfalschgelenk
Diagnose / Therapie / Ansprechpartner
Diagnose
Begriffserklärung und Entstehungsursachen
Das Kahnbein ist der am häufigsten brechende Knochen der Handwurzel (siehe auch Unfallverletzungen ). Der Bruch des Kahnbeins in der Hand
bereitet häufig nur geringe Beschwerden und ist noch dazu auf den Röntgenbildern nicht immer auf
den ersten Blick erkennbar. Dies führt dazu, dass der Patient häufig gar keinen Arzt aufsucht bzw.
der Bruch nicht selten auf den Röntgenbildern übersehen oder falsch eingeschätzt wird. So ist der
Kahnbeinbruch der am häufigsten übersehene Bruch des menschlichen Skeletts.
Da außerdem die Durchblutung dieses Knochens und damit dessen Heilungstendenz eher schlecht sind
und selbst bei Gipsruhigstellung zwischen zwei und sechs Monaten in Anspruch nehmen kann, heilt der
unbehandelte Kahnbeinbruch vielfach nicht aus, und es entwickelt sich ein so genanntes
Kahnbeinfalschgelenk. Die Knochenteile des Kahnbeins wachsen gar nicht oder nicht hinreichend stabil
bzw. in Fehlstellung zusammen.
Da auch das Kahnbeinfalschgelenk erst nach längerer Zeit zu belastungsabhängigen Schmerzen führt,
wird die Diagnose oft per Zufall im Rahmen von Röntgenbildern nach anderen Handverletzungen oder im
fortgeschrittenen Stadium gestellt.
Entscheidend ist die frühzeitige Diagnose der Kahnbeinpseudarthrose. Bei einem Fortschreiten kann zum einen aufgrund der schlechten Durchblutung ein Teil des Kahnbeins absterben und zum anderen kann durch die Fehlheilung ein Zusammenbruch der gesamten Handwurzelreihe erfolgen. Daraus folgt ein erheblich beschleunigter Gelenksverschleiß, der letztlich nur noch die Möglichkeit einer Versteifungsoperation offen lässt.
Symptome und Beschwerden
Wie oben beschrieben, wird die Diagnose beim beschwerdefreien Patienten häufig per Zufall auf den aus anderen Gründen angefertigten Röntgenbildern gestellt. Eine Verletzung ist häufig nicht mehr erinnerbar. In fortgeschritteneren Fällen treten belastungsabhängige Schmerzen im Bereich der so genannten Tabatière vorwiegend beim Heben, Tragen oder bei der Handgelenksstreckung auf. Tabatière wird die daumennahe Grube im Bereich des Handgelenkes genannt, die sich darstellt, wenn man den Daumen in ‚Anhalterposition’ hochzieht. Im weiteren Verlauf treten diese Beschwerden auch in Ruhestellung auf.
Diagnostik
Neben einer gezielten handchirurgischen, klinischen Untersuchung sind zunächst Röntgenbilder des Kahnbeins erforderlich. Im Weiteren können je nach Befund die computertomographische Untersuchung (zur genaueren Beurteilung der Knochenstruktur und des Arthrosestadiums) und/oder kernspintomographische Aufnahmen (zur Beurteilung der Durchblutungssituation des Kahnbeins sowie begleitender Bandverletzungen) sinnvoll sein.
Therapie
Behandlung
Die optimale Therapie des Kahnbeinfalschgelenks (also eines mehr als sechs Monate zurückliegenden, nicht verheilten Kahnbeinbruchs) besteht in der operativen Behandlung, um das Absterben von Kahnbeinteilen sowie einen Zusammenbruch der Handwurzelreihe und damit einen vorzeitig auftretenden Handgelenksverschleiß (siehe auch unter Arthrose) abzuwenden.
Wenn zum Zeitpunkt der Diagnosestellung noch keine Arthrose vorliegt und das Kahnbein gut durchblutet ist, werden eine Ausräumung des Falschgelenkes, das Einbringen eines zuvor vom Beckenkamm entnommenen Knochenspans sowie die Stabilisierung mit einer speziellen Schraube oder mit Drahtstiften vorgenommen.
Sollte die Durchblutung des körpernahen Kahnbeinanteils bereits gestört sein, kann bei noch nicht eingetretener Arthrose ein Knochenblöckchen aus dem handgelenksnahen Speichenknochen mitsamt den dazugehörigen Blutgefäßen in das Kahnbein verpflanzt werden.
Sollte bereits ein fortgeschrittener Gelenkverschleiß bestehen (siehe auch Arthrose), ist je nach Ausmaß eine Teilversteifung des Handgelenks oder ggf. eine Ausschaltung der schmerzleitenden Nerven (Denervation) die Behandlung der Wahl.
Je nach Operation beträgt die stationäre Aufenthaltsdauer zwischen drei und sechs Tagen.
Nachbehandlung
Nach der Operation mittels Beckenkammspanplastik ist die Gipsruhigstellung von der erreichten Stabilität abhängig und beträgt zwischen fünf und zwölf Wochen. Dabei wird bis zum Abschluss der Wundheilung (mit dem Fadenzug 12-14 Tage nach der Operation) eine Gipsschiene, danach ein Rundum-Unterarm-, in manchen Fällen ein Rundum-Oberarmgips angelegt. Röntgenkontrollen sind nach sechs und 12 Wochen sowie nach sechs Monaten erforderlich. Nach Gipsabnahme ist regelmäßige Physiotherapie erforderlich, um die Beweglichkeit wiederzuerreichen. Eine volle Belastung (Heben, Tragen, kraftvolles Greifen) ist nicht vor Ablauf von vier Monaten nach der Operation zu empfehlen. Im Falle von verwendeten Drahtstiften werden diese nach sechs bis 12 Wochen entfernt. Wurde eine Schraube eingebracht, ist deren Entfernung nur bei Beschwerden erforderlich.
Da die Ausheilung des Kahnbeinfalschgelenks aufgrund der ohnehin schon schlechten Durchblutungsverhältnisse bereits erschwert ist, führt das Rauchen zu nachweislich schlechteren Ausheilungsergebnissen und ist dementsprechend unbedingt zu vermeiden.
Entscheidend für das Gesamtergebnis nach Kahnbeinfalschgelenksbildung sind daher eine frühzeitige Diagnosestellung, eine stabile handchirurgische Versorgung sowie konsequentes Nichtrauchen.
Ansprechpartner
Zentrum für Hand- und Rekonstruktive
Chirurgie
Dr. Giuseppe Broccoli
Tel 0421.8778-155
Fax 0421.8778-108
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