Knie: Kreuzbandriss

Diagnose / Therapie / Ansprechpartner

Begriffsklärung und Entstehungsursachen

Prinzipiell ist das hintere Kreuzband wesentlich seltener von Verletzungen betroffen als das vordere.
Fast immer reißt das vordere Kreuzband aufgrund eines Unfallereignisses. Im Sport treten die meisten Kreuzbandrisse beim Fuß- oder Handball auf. Typische Situationen dafür sind der Pressschlag beim Fußball, ein Verdrehen des Kniegelenkes im Zweikampf, die unkontrollierte Landung nach einem Kopfball (meist gepaart mit Körperkontakt durch einen Gegenspieler) oder eine unkontrollierte Landung nach einem Sprungwurf beim Handball. Auch beim Skilaufen gehören die Kreuzbandverletzungen zu den häufigsten Verletzungen.
Lediglich bei deutlichen Arthrosen kann es zu einem langsamen Auffasern des Bandes kommen.

Symptome und Beschwerden

Die Betroffenen leiden zumeist an starken Schmerzen direkt nach dem Unfall. Häufig wird beim Unfall ein Knacken verspürt oder sogar gehört. Das Knie schwillt zudem oft in den ersten Stunden nach dem Umfall sichtbar an. Wird ein Kreuzbandriss nicht diagnostiziert und behandelt, kommt es zu einer chronischen Instabilität des Kniegelenkes (Betroffene klagen häufig über eine besondere Instabilität beim Treppenabsteigen). Diese Instabilität wiederum löst eine Schädigung der Menisken und des Gelenkknorpels aus, weshalb auch alte Rupturen möglichst bald operiert werden sollten.

Diagnose

Die Diagnose verläuft zunächst wie bei einem Meniskusschaden: Eine Röntgenuntersuchung erfolgt primär zum Ausschluss knöcherner Verletzungen. Liegen diese nicht vor, erfolgt die weitere Untersuchung des Kniegelenkes. Die Beweglichkeit und die seitliche Aufklappbarkeit werden überprüft, die Kniescheibe wird untersucht, es wird nach Ergüssen geschaut und ganz speziell werden „vordere Schublade“, Lachman- und Pivot-Shift-Zeichen geprüft.
Zur Untersuchung kann auch die Punktion des Gelenkes gehören, da bei manchen Patienten die körperliche Untersuchung aufgrund von Schmerzen nicht ergiebig ist. Findet sich ein blutiger Erguss, so sollte möglichst bald operiert werden.

Sollte die Diagnose der vorderen Kreuzbandruptur nach der körperlichen Untersuchung nicht eindeutig zu stellen sein, so kann eine Kernspintomografie Aufschluss geben. Diese ist allerdings wirklich nur dann notwendig, wenn die vorhergehenden Verfahren nicht eindeutig waren.

Therapie

Das hintere Kreuzband hat bessere Heilungschancen bei einer konservativen Therapie als das vordere, weil es schlicht besser durchblutet ist. Deshalb wird hier in der Regel konservativ behandelt und erst bei einer Instabilität, die länger als drei Monate währt, operativ therapiert.

Das vordere Kreuzband hingegen hat wegen der durch den Riss unterbrochenen Durchblutung kaum Heilungschancen auf konservativem Wege. Deshalb sollte bei entsprechender sportlicher oder beruflicher Belastung eher eine operative Behandlung erfolgen, um instabilitätsbedingte Folgeschäden an Menisken oder Knorpel zu verhindern. Die Operation muss entweder möglichst bald nach dem Unfall durchgeführt werden, bevor es zu einem unfallbedingten Reiz des Gelenkes kommt, oder nachdem der Reiz abgeklungen ist (meist sechs Wochen nach dem Unfall).

Bei älteren Patienten, deren berufliche und /oder sportliche Belastung sich in Grenzen hält, kann eine konservative Behandlung durch gezieltes Muskelaufbau- und Koordinationstraining versucht werden, um durch die unterstützende Muskulatur Wegknickereignisse zu verhindern.

In den meisten Fällen muss das vordere Kreuzband plastisch ersetzt werden. Die häufigsten als Kreuzbandersatz verwendeten Sehnen sind:

  • das mittlere Drittel der körpereigenen Patellasehne oder
  • die körpereigene Semitendinosussehne, ggf. zusammen mit der Gracilissehne

Beide Verfahren haben unterschiedliche Vor- und Nachteile.

Nach erfolgter Gelenk-Arthroskopie und der Behebung von Begleitverletzungen werden die zerrissenen Kreuzbandanteile mit einem rotierenden Messer (Shaver) entfernt. Anschließend erfolgt die Entnahme der vorgesehenen Sehne.
Nachdem die entsprechende Sehne entnommen wurde, wird sie zur Implantation vorbereitet. In den Unterschenkelkopf und in den Oberschenkel wird jeweils ein Knochentunnel gebohrt. Durch den unteren Tunnel wird dann die vorbereitete Sehne in das Kniegelenk hinein und weiter bis in den oberen Tunnel gezogen.

Zum Fixieren der Patellasehne wenden wir meist die Press-Fit-Technik an, bei welcher ein Stück Knochen, der mit der Sehne entnommen worden ist, in den BohrTunnel eingestößelt wird und sich dort fest verkeilt. Die Semitendinosussehne wird über kräftige Fäden eingezogen und mit speziellen Schrauben (Metall oder auflösbar) oder bei Kindern und Jugendlichen mit noch offenen Wachstumsfugen „gelenkfern“ mit Krampen bzw. Knöpfen fixiert.

Nachdem ein bis zwei Drainagen in das Knie und den weiteren Wundbereich eingelegt werden, wird die Wunde wieder verschlossen.

Spezielle Operationstechniken am vorderen Kreuzband, wie z.B. die Kreuzbandnaht, die Kreuzbandrefixation, die Augmentation (Verstärkung) mit einer Beugesehne oder auch der Ersatz mit speziellen Sehnen sollen hier nicht beschrieben werden, da diese recht selten durchgeführt werden.

Nachbehandlung

Nach der Operation ist eine krankengymnastische Übungsbehandlung mit Bewegungsübungen, Muskelkräftigung und Gangschulung nach einem speziellen Nachbehandlungsplan besonders wichtig. So lange keine Vollbelastung erlaubt ist, muss eine Thromboseprophylaxe mittels Heparinspritzen erfolgen. Die verordnete Knieorthese (Schiene) lässt Bewegungen des Kniegelenkes meist zwischen 0° und 90° zu und dient in den ersten sechs Wochen dem Schutz des Transplantates und so der schnellen Einheilung.

Die endgültige Ausheilung des Transplantates mit Einsprossen von Gefäßen und entsprechender Festigkeit ist erst nach ca. zwei Jahren komplett abgeschlossen, nach 6 Monaten zu etwa 80%. Kreuzbandgefährdende Sportarten wie z.B. Fußball oder Skifahren sollten deshalb frühestens nach einem halben Jahr wieder voll ausgeführt werden. Ansonsten spricht nichts gegen eine Wiederaufnahme der sportlichen Tätigkeit. Der Zeitpunkt sollte mit dem weiterbehandelnden Orthopäden abgesprochen werden.

Ansprechpartner

Zentrum für Schulterchirurgie, Arthroskopische Chirurgie und Sporttraumatologie
Dr. Rüdiger Ahrens

Tel 0421.8778-372
Fax 0421.8778-373
Mail orthopaedie2@roland-klinik.de